Meine liebe Kollegin Silvia hat neulich ein Seminar zum Thema Partizipation besucht und danach eine inspirierende Zusammenfassung für das gesamte Kita-Team erstellt. Solche Themen wie z.B. Partizipation, Kinderrechte, Inklusion, etc. lassen wir gern in unsere Dienstbesprechungen einfließen, um sich immer wieder reflektieren zu können aber auch von den Erfahrungen anderer zu profitieren und daran zu wachsen. Silvia schickt mir ihre Zusammenfassung, damit ich diese, an Euch liebe LeserInnen, weiter leiten kann. :)
Die Kollegin begann in ihrer Zusammenfassung mit den Grundgesetz, Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Nur weil Kinder kleiner sind, sind sie nicht weniger Mensch. Wie wahr!
BGB § 1631 (2): „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“
Somit gibt sind körperliche Bestrafungen sowas wie: Kinder am Arm ziehen, Zwang zum Essen, Kinder ohne Ankündigung mit dem Stuhl an den Tisch schieben, Kindern ungefragt Essen zuteilen, ungefragt das Gesicht waschen, Kinder ungefragt von einem Ort zum anderen heben.
Zur seelische Verletzungen und entwürdigende Maßnahmen gehören: alleine lassen, Gefühlsäußerungen ignorieren, respektlose Kommunikation, in die Windel oder Hose schauen, daran riechen, Kinder isolieren, trennen, Umgang verbieten, Essen willkürlich zuteilen oder entziehen, adultistische Sprüche (Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen auf Grundlage eines bestehenden Ungleichgewichts zwischen Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen. „Weil du jünger bist als ich...“, „Wenn du so rumheulst dann erst recht nicht.“)
Kinder haben das Recht, an allen sie betreffenden Entscheidungen entsprechend ihrem Entwicklungsstand, beteiligt zu werden. Es ist zugleich ein Recht sich nicht zu beteiligen...Dies schafft einen Beitrag zur Resilienzförderung, der Widerstandsfähigkeit = Widerstandsfähige Menschen können in kritischen Situationen auf persönliche Ressourcen zurückgreifen und eine Krise als Möglichkeit zur Weiterentwicklung ansehen. Diese entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit Herausforderungen.
Partizipation in Institutionen bedeutet Kinderschutz, indem:
- wir Kinder dazu ermutigen, auf den eigenen Körperebenen ihre Rechte und Bedürfnisse einzufordern
- sie erfahren, dass „Nein“ gesagt werden kann, wenn etwas unangenehm ist
- Kinder lernen, dass „Vorgesetzte“, Stärkere, „Autoritäten“, Ältere nicht alles machen dürfen
- wir die Möglichkeit aufzeigen, Widerspruch einzulegen
Durch Partizipation lernen Kinder:
- Bedürfnislagen einzuschätzen
- Verantwortung für sich zu übernehmen
- Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu tragen
- Handlungsweisen zu überdenken
- Entwicklung von Bedeutsamkeit (durch Akzeptanz, Achtung, Respekt)
- Entsteht, wenn Kinder beim Handeln Resonanz erfahren, mit ihren Stärken und Schwächen akzeptiert und geachtet werden, nötige Aufmerksamkeit für individuelle Entwicklungsfortschritte erfahren
Partizipation in der Kita:
- ist die ernst gemeinte, altersgemäße Beteiligung der Kinder am Einrichtungsleben und ihrem eigenen Leben, im Rahmen ihrer Erziehung und Bildung
- beinhaltet die Notwendigkeit, jedem Mitglied der Gemeinschaft das Recht auf eine freie Meinung, Widerspruch und Opposition einzuräumen (sich in einem entsprechenden Verhalten o. Ä. äußernde gegensätzliche Einstellung zu jemandem, etwas)
- Kinder bringen in einem von Wertschätzung geprägten Dialog sich und ihre Ideen, Meinungen, Empfindungen und Sichtweisen ein und beeinflussen aktiv ihren Alltag
Partizipation „aber wie?“:
- dialogische Grundhaltung
- Perspektive wechseln können
- eigene Ziele eine Zeit lang loslassen können
- offen sein für Unbekanntes
- Wichtig: Mit Macht auseinandersetzen
- Kommunikation entschleunigen
- Kindern erklären, was wir tun und warum wir es tun
- Höflichkeit Respekt, Achtung und Wertschätzung
- Akzeptanz von Widerspruch
Partizipation stellt eine Machtabgabe dar und das macht etwas mit uns.
Partizipation ist etwas anderes als „Kinder an die Macht“.
Ernst genommen zu werden ist etwas anderes als recht zu bekommen.
Es geht nicht um Gleichberechtigung sondern um Gleichwürdigkeit.
=> Partizipation ist somit eine Haltung und nicht ausschließlich ein Konzept.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei meiner Kollegin Silvia G. für das Teilen ihrer Impulse und bin gespannt auf Euer Feedback/Ideen/Anregungen zu diesem so umfangreichen Thema.
Ein lieber Gruß aus der Werkstatt der guten Gedanken.
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