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"Was machen die eigentlich den ganzen Tag? Und warum? - Das lernen Kinder in der Kita

Die basteln zu wenig!“

„Die basteln ja nur!“, 

„Die spielen ja nur!“,

„Wann gehen die mehr raus?“,

„Die Kinder sind zu schmutzig!“,

„Was machen die eigentlich den ganzen Tag? Und warum?“

 

Als erstes sind wir Fachkräfte bestrebt, Vertrauen zum Kind und den Eltern aufzubauen. Ohne dass das Kind sich in unserer Obhut wohlfühlt, kann es sich nicht frei nach seinen Möglichkeiten entwickeln. So steht also die Beziehungsarbeit am Anfang aller Pädagogik. Dann soll sich ein jedes Kind innerhalb des Gruppenverbandes und der Gesamt-Kita sicher fühlen können. Dazu müssen Regeln erstellt, umgesetzt, ggf. überprüft  – und von einem Kind auch mal überschritten werden. Für ein junges Kind bedeutet das eine große Herausforderung, immer wieder. Das soziale Lernen wird z.T. in der Literatur als Basis allen Lernens beschrieben, „Wenn ich das und das tue, was passiert dann?“, „Wie gehe ich damit um, wenn ich unzufrieden, traurig oder gar wütend bin?“, „Wo bekomme ich Hilfe her und kann mein Problem lösen?“, „Kann ich selber auch schon helfen?“,…Das freie Spielen ist für diesen Lernbereich eine große „Schatzkiste“. Rituale oder bestimmte Feste unterstützen die Orientierung und bringen Sicherheit und Freude.

 

Ein Kind soll lernen, für sich selber zu sorgen. Fragen wie „Wieviel Hunger oder Durst habe ich?“, „Ist mir warm?“, „Wo ist mein Hausschuh?“ usw. und ein, zumindest teilweise, eigenverantwortliches Beantworten und Handeln führen zur Selbstständigkeit. Gleichzeitig sehen wir als ErzieherInnen die Notwendigkeit, die Kinder nicht orientierungslos zu lassen. Nicht immer können die jungen Kinder die Zusammenhänge im Vorwege erkennen, z.B. „vergessen“ Kinder das Trinken, „merken“ nicht, dass sie durchnässt sind. Hier greifen wir aus Fürsorge in die Entscheidungen der Kinder ein. Dabei wollen wir uns leiten lassen von dem, was dem einzelnen Kind direkt gut oder nicht gut tun würde.

Ein Kind benötigt zur eigenständigen Entwicklung ein authentisches Bild von sich selbst, denn Entwicklung findet immer von innen heraus statt, von außen können nur Bedingungen geschaffen werden, die Entwicklung ermöglichen (oder auch verhindern). Dazu muss ein Kind eigene und fremde Bedürfnisse kennen- und erleben dürfen. Es muss seine Sinne einzeln und in ihrer Gesamtheit herausbilden, es muss seine groß- und feinmotorischen Fertigkeiten und seine kognitiven Fähigkeiten entwickeln. Das alles läuft nach mehr oder weniger vorgegebenen „Bauplänen“ ab. Wir Fachkräfte, nennen dieses „Entwicklungspsychologie“. So kann sich die Feinmotorik eines Kindes nur optimal herausbilden (dazu gehört auch die Mundmotorik, als das Sprechen als solches), wenn die großmotorische Bewegungsabläufe sicher beherrscht werden. Vor dem handmotorischen Malen und Schreiben eines „U“ steht optimaler Weise das geschaukelte, mit dem ganzen Körper erlebte „U“. Natürlich unterstützen freies und angeleitetes Malen und Basteln die Feinmotorik, aber genau so Tätigkeiten wie schrauben, hämmern, puzzeln, umrühren, bauen, etc.

Auch kognitive Impulse erhält ein junges Kind über das eigenständige Tun und eine differenzierte Wahrnehmung, z.B. mathematische Vorläuferkenntnisse von „mehr & weniger“ („plus & minus“) erlebt ein Kind „Sinn-voll“ durch z.B. das Befüllen unterschiedlicher Gefäße mit Sand, das Zuteilen von Trinkbechern, geometrische Kenntnisse erarbeite sich ein Kind selbsttätig u.a. durch das Bauen eines Turmes,… Physikalische Gesetzmäßigkeiten, z.B. das „Hebelgesetz“ erarbeiten sich Kinder z.B. durch das Schieben einer beladenen Schubkarre,… Diese Beispiele wären unbegrenzt weiter zu führen. Auch die Bereiche der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung geschieht durch angeleitete Versuche und Aufgabenstellungen in unserer Kita, alles zu seiner Zeit, dem inneren Entwicklungsstand der Kinder entsprechend. Die Natur und Ökologie kann niemand aus Büchern oder Filmen von Grund auf kennen lernen. Draußen zu spielen bietet den Kindern zahlreiche Möglichkeiten des Lernens: spüren den unterschiedlichen Boden unter den Füßen, erleben Regen und Sonne, finden Käfer, sammeln Blätter,… So erschließen die Kinder „Haut-nah“ Naturgegebenheiten. 

 

Sprache und Sprechen lernt ein Kind nicht nur durch „Förderprogramme“, sondern durch eine umfangreiche Kommunikation im Alltag, durch singen, reimen, Bilderbuchbetrachtung etc.

Auch das Beißen fester Nahrung unterstützt die Sprechfähigkeit und die Anregung Sprache/ Kommunikation vielfältig im Alltag einzusetzen. Die Vorläuferkompetenz der „Phonologische Bewusstheit“ für das Erlernen von Lesen und Schreiben hingegen, findet in Anleitung statt, z.B. Silben klatschen, Anlaute hören, konzentriertes Lauschen.

Um einen möglichst großen Entwicklungserfolg der Kinder zu ermöglichen, beobachten Fachkräfte das einzelne Kind, wie auch unterschiedlichen Gruppensituationen und führen Gespräche mit den Eltern. Alle Fachkräfte bestreben möglichst viele Interessen- und Bedürfnisbereiche der Kinder zu erfassen und lassen sich im besten Fall auf den „Entwicklungsmotor Neugier“ der Kinder ein. Daraus werden Kita-Schwerpunkte sowie das pädagogische Handeln entwickelt, sei es in Form von Gesprächen, dem Gestalten der Projekte, der Raum- und Materialgestaltung. Das alles ist ein immer währender fortlaufender Prozess und nicht in Form einer statisch festgelegten Herangehensweise zu leisten. 

 

Zusammenfassend kann ich also die Frage: „Was machen die eigentlich?“ nur beantworten mit: „Wir machen (fast) alles!“ – der Entwicklung und den Bedürfnissen der Kinder entsprechend. Um möglichst alle Bedürfnisse und Fragen abzudecken, sollte eine Kultur gepflegt werden, in der Erwachsene in der Lage sind genau diese Themen miteinander zu besprechen. 

 

mit einem lieben Gruß aus der Werkstatt der guten Gedanken

 

Bärbel Peper & Sandra Warsewicz 

 

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